artgerechtes / wesensgemäßes Imkern

In der heutigen Zeit unterliegen die Bienen einer weit höheren Dauerbelastung durch den durch den Mensch gemachten Einfluss auf die Umwelt als dies noch vor 5 Jahrzenten der Fall war. Seit den 80er Jahren hat die Einschleppung der Varroamilbe aus Südostasien verheerende Folgen auf die Bienen. Monokulturen, Unkrautvernichtung, Schädlingsbekämpfung und Umweltgifte rauben den Tieren ihre  Lebensgrundlage, schwächt sie und macht sie anfällig für Krankheiten.

Erschwerend hinzu kommt, dass Imker*innen in der ertragsorientierten Imkerei einem starken kommerziellen Druck ausgesetzt sind. Zu diesem Zweck werden die Bienenvölker während des Jahres mehrfach zu günstigen Trachtquellen gebracht (Wanderung) und Eingriffe in das Bienenvolk vorgenommen, welche die natürliche Lebensweise der Bienen hemmt und die Völkerentwicklung schwächt. Durch gezielte Zucht, Vereinigung schwacher Völker und dem Einsatz des Absperrgitters versucht der kommerziell arbeitende Imker dies auszugleichen, was nicht dem natürlichen Wesen des Bien entspricht.

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Angepasster Brutraum *) und Verzicht auf  Reizfütterung

Die Betriebsweise des sogenannten „angepasssten Brutraumes“ zielt darauf ab, die Wabenzahl im Brutraum möglichst gering zu halten. Die Vertreter argumentieren dies mit der Optimierung des Wärmehaushaltes. Diese künstliche Einengung des Brutraumes hat zur Folge, dass der Honig-Pollenkranz auf den Waben entällt und der Königin zeitweise keine freien Wabenzellen mehr für Brut zur Verfügung stehen. Dies führt zu einer Veralterung des  Bienen-volkes, womit der Anteil an Flugbienen im Volk steigt. Dabei reduziert der Mangel an Pollen und Honig angrenzend an das Brutnest die natürlicher Weise auftretende die Schwarmstimmung. Durch den Entfall der Ertragsverluste durch Brutfütterung und die hohe Anzahl Flugbienen wird die Sammelleistung kurzzeitig stark erhöht.  Die Veralterung hat jedoch einen Zusammenbruch der Bienenpopulation zur Folge, was die Tiere äußerst anfällig für Krankheiten macht.

In der artgerechten  Bienenhaltung wird gänzlich auf diese völkerschädigende Praxis verzichtet. Gleiches gilt für die Reizfütterung mit Zuckerwasser. Die Wabenzahl passt die Imkerein/der Imker an den Entwicklungsstand des Bien an.

*) Mit  „angepasster Brutraum“ ist der  von Ferdinand Gerstung ursprünglich definierte Begriff von einer an die Volksgröße angepasste Wabenzahl gemeint. Er hat nichts mit der heute propagierten sogenannten „Pressingmethode“ zu tun.

Schwarm
 

Naturbelassene Königin und Vermehrung durch den Schwarmtrieb

Ein Bienenvolk ist eine selbstbestimmte Gemeinschaft, ein sogenannter Superorganismus und kein „Ersatzteillager“ (Zitat: Thomas Radetzki). Daher werden alte Königinnen nicht durch junge ersetzt, sondern die Völker dürfen still umweiseln. Die Vermehrung erfolgt auf natürlichem Wege durch den Schwarm oder Kunstschwarm. Die Königin bleibt naturbelassen, ihr werden keine Flügel gestutzt!  Auch auf  künstliche Königinnenzucht wird gänzlich verzichtet. Den Zeitpunkt der Vermehrung bestimmt das Volk selbst durch das Anzeigen der Bereitschaft zum Schwärmen.

Durchgängiges Brutnest, keine Königinnen-Absperrgitter und vorzugsweise Naturwabenbau

In der konvertionellen Imkerei wird zur einfacheren Handhabung der Brutraum großer Völker in kleine Kisten (Magazine) unterteilt. Zur Abgrenzung des Brutraumes vom Honigraum wird ein Absperrgitter verwendet um die Königin aus diesem Bereich fenzuhalten. Die Völkerkontrolle stört dadurch nachhaltig die gesunde Entwickung des Biens und schwächen ihn zu Gunsten der Ertragssteigerung. Dabei richten gesunde Völker auf Hochwaben selbstständig eine räumliche Unterteilung von Honig- und Brutraum ein, die aber kleinere Einbußen im Ertrag bringen können. Dazu habe ich die Hochwaben-Magazinbeute „bienenfreude“ mit Hochwaben im Brutraum neu entwickelt.

Mehr dazu unter:  www.bienenfreude.info

Wabengasse

Bild links:  Hochwabe aus der „bienenfreude“ mit durchgängigem Brutnest (blau) und einteiligem Honig-Pollenkranz (gelb)
Bild rechts: zwei übereinander liegende Zanderwaben aus derselben Wabengasse mit geteilten Honig-Pollenkränzen und geteiltem Brutnest und Gelege unterschiedlichen Alters

Bei meiner artgemäßen Bienenhaltung dürfen die Bienen das Brutnest möglichst ungestört auf den großen Hochwaben (42x31cm/HxB) entwickeln. Die Königin wird nicht durch Absperrgitter auf einen kleinen Brutraum beschränkt. Auch der Ausbau ihrer Behausung wird ihnen überlassen. Die Bienen bauen alle ihrer Brutwaben selbst und können den Wohnraum ihren eigenen Bedürfnissen anpassen. Im Honigraum werden gängige Flachzargen-Rähmchen verwendet, bei denen Wachsmittelwände vorgegeben werden können oder von den Bienen selbst ausgebaut werden.